Softwareunternehmen im Zeitalter der LowCode-Plattformen
22. Juni 2018Firmenevent: Wanderung 2018
13. Oktober 2018Nachdem OutSystem eine kräftige Kapitalspritze bekommen hat, wurde vor kurzem bekannt, dass Siemens die Firma Mendix übernommen hat, ein weiteres Schwergewicht auf dem noch jungen LowCode Markt. Laut Schätzungen von Analysten war Siemens der Erwerb von Mendix 730 Millionen US$ wert.
In einem kurzen Video erklärt Jan Mrosik, CEO Digital Factory – Siemens, worum es eigentlich geht. Seit geraumer Zeit baut Siemens mit Hochdruck die offene IoT Platform MindSphere auf. Um die Offenheit noch weiter voranzutreiben, hat Siemens den Verein MindSphere World e.V. gegründet und schon sehr viele namhafte Unternehmen aus dem Automatisierungssektor haben sich angeschlossen. Ziel ist es, gemeinsame Standards im Bereich IoT zu schaffen, um Produkte noch besser und schneller an die Cloud anzubinden. Erste Produkte und deren Anbindung an die MindSphere Cloud konnte man schon 2016 auf der SPS IPC Drives in Nürnberg bestaunen.
Das Problem der Anbindung verschiedenster IoT-Geräte über einheitliche Standards ist gelöst und in die gängigen Siemens Entwicklungswerkzeuge eingearbeitet. Auch gibt es im MindSphere Marktplatz Anwendungen von Partnern, mit welchen sich die angelieferten Daten bearbeiten und visualisieren lassen. Doch sind das die Auswertungen Ihrer Daten, die Kunden wollen oder brauchen? Im Gegensatz zu Schnittstellen, die sich standardisieren lassen, funktioniert das bei Kunden nicht. Jeder Kunde ist einzigartig wie auch die Bedürfnisse an seine Anwendungen. Bisher war es aber schwierig, Anwendungen in die MindSphere Plattform zu bekommen, da spezielles Wissen über Programmiersprachen von Nöten waren, die in der Automatisierungswelt nicht flächendeckend zu finden sind (PHP, Node.js, Java, …).
Diese Lücke kann Siemens durch die Integration der Mendix-Technologie in die MindSphere-Plattform schließen. Dank der LowCode Technologie lassen sich Anwendungen bis zu einem gewissen Grad „zusammen klicken“ und sofort ausführen. Dieses Vorgehen ist in der Automatisierung weit verbreitet, was den vielen Entwicklern aus der Steuerungswelt zugute kommen wird. Sie werden in Zukunft zu der eigentlichen Steuerungslogik auch gleich die Anbindung an die Cloud sowie die entsprechenden Anwendung für Web und Mobile mitliefern können. Und dies alles mit einem überschaubaren Mehraufwand. Für den Kunden wird sich der Mehraufwand schnell auszahlen, sofern die Cloud-Anwendungen auch den entsprechenden Mehrwert liefern. Es bleibt abzuwarten, wie gut die Experten beider Unternehmen die Mendix Plattform in MindSphere integrieren und wie die Entwickler das neue Angebot nutzen werden. Mendix bietet schon seit geraumer Zeit Lösungen für IoT Anwendungen und verspricht Multiplattform-Lösungen in nur 10 Tagen zu erstellen.
Die Zukunft wird zeigen, ob der immer einfachere Eintritt in die MindSphere-Plattform die Unternehmen dazu bewegen wird, Ihre Daten in die Cloud zu geben. Ebenfalls spannend wird es sein, ob das Deployment-Modell von Mendix für die private Cloud in die MindSphere-Plattform übernommen wird. Dies würde den Unternehmen die Vorteile von LowCode sowie die Hoheit über Ihre Daten geben.
Die Ankündigungen von Siemens und Mendix sollten aber auch das Interesse der Software-Branche an neuen Technologien wecken, wollen auch sie in Zukunft am Entstehen von bahnbrechenden Anwendungen beteiligt sein. Wie auch schon im produzierenden Gewerbe, werden wir in den kommenden Jahren eine radikale Veränderung in der Erstellung von Software durch Automatisierung erleben.